Liebe UX-Gemeinde: In meiner Blog-Reihe zu UX-KPIs möchte ich heute einen besonders häufig verwendeten Fragebogen betrachten: die System Usability Scale (SUS). Der SUS wird oft als UX-KPI herangezogen. Doch ist er wirklich dafür geeignet, die User Experience zu messen? Lassen Sie uns einen genaueren Blick darauf werfen.
Was ist der SUS?
Der System Usability Scale (SUS) wurde 1996 von John Brooke entwickelt. Ursprünglich war der SUS als ein einfacher Fragebogen gedacht, um die Usability eines technologischen Systems zu messen. Er besteht aus 10 Items, die auf einer Likert-Skala bewertet werden. Ziel des SUS ist es, einen einzigen numerischen Wert, den SUS-Score zu berechnen, der die Usability eines Systems beschreibt. Ein Wert über 68 gilt dabei als Indikator für eine gute Usability.
Der Vorteil des SUS liegt in seiner Einfachheit: Er ist schnell durchführbar und liefert eine klare Kennzahl. Diese Kennzahl wird oft als potenzielle KPI betrachtet.
Warum der SUS als KPI geeignet ist?
Der SUS hat den Vorteil, dass er direkt eine Metrik liefert, also den SUS-Score. Mit seinen zehn Fragen deckt er verschiedene Aspekte der Usability ab und aggregiert diese in einer einzigen Zahl. Damit eignet sich der SUS hervorragend als KPI, um die Usability eines Produkts zu bewerten und Veränderungen im Zeitverlauf nachzuverfolgen.
Das Problem: Der SUS misst Usability, nicht User Experience
Hier kommt jedoch der entscheidende Punkt: Der SUS wurde entwickelt, um die Usability eines Produkts zu messen – also die Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit bei der Nutzung. Laut der Definition der ISO 9241-210 gehört Usability zwar zur User Experience, bildet sie jedoch nicht vollständig ab.
Die User Experience umfasst auch emotionale, ästhetische und kontextuelle Aspekte, die weit über die reine Bedienbarkeit hinausgehen. Der SUS misst diese Aspekte nicht. Er ist somit keine echte UX-KPI, sondern bleibt auf die Dimension der Usability beschränkt.
Wann der SUS dennoch eine geeignete KPI sein kann?
Wenn die Usability eine zentrale Qualität Deines Produkts ist, kann der SUS durchaus als geeignete KPI dienen. In vielen Projekten ist die Usability ein entscheidender Faktor für den Erfolg, etwa bei Softwaretools oder webbasierten Anwendungen. Hier liefert der SUS wertvolle Einblicke und kann als Leitgröße verwendet werden.
Warum der SUS keine allgemeine UX-KPI ist?
Allerdings sollte klar sein, dass der SUS keine allgemeine UX-KPI darstellt. Er berücksichtigt nur Usability-Kriterien. Eine UX-KPI sollte jedoch die gesamte Bandbreite des Nutzererlebnis erfassen, einschließlich ästhetischer und emotionaler Faktoren sowie der Interaktion mit der Marke, wobei wir dann eher bei der Customer Experience sind.
Es gibt auch Ansätze, bei denen der SUS sinnvoll in Kombination mit anderen UX-KPIs eingesetzt wird. Zum Beispiel haben wir in einer Studie aus dem Jahr 2020 herausgefunden, dass der SUS stark mit dem UEQ+-Faktor „Intuitive Bedienung“ korreliert. Die Korrelationsanalyse zeigte einen Wert von 0,72, was auf eine starke Übereinstimmung hinweist.
Dies bedeutet, dass die vier Items des UEQ+-Faktors „Intuitive Bedienung“ den SUS mit seinen zehn Items nahezu vollständig abbilden können Link zur Studie.
Fazit: Wann und wie der SUS eingesetzt werden sollte
Der UEQ+ bietet dabei eine umfassendere Perspektive, da er mehrere UX-Dimensionen misst, darunter auch hedonische Aspekte wie Ästhetik und Stimulation.
Der SUS ist ein wertvolles Werkzeug, um die Usability eines Produkts zu messen und als KPI zu verwenden, wenn die Bedienbarkeit im Fokus steht. Er liefert klare, messbare Ergebnisse und ist einfach anzuwenden.
Allerdings ist er keine vollständige UX-KPI, da er die emotionalen und ästhetischen Aspekte der Nutzererlebnis nicht berücksichtigt. Für eine ganzheitliche Betrachtung der UX sollten weitere Instrumente wie der UEQ+ oder andere Fragebögen verwendet werden, die diese Dimensionen abdecken.
Wie setzt Du den SUS in Deinen Projekten ein? Nutz Du ihn als KPI, oder kombinierst Du ihn mit anderen Methoden? Ich freue mich auf Deine Gedanken und einen regen Austausch. Gerne per E-Mail an andreas(@)hinderks.org.
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